„Menschsein mit Körper und Geist“
Kolping-Präses Wolfgang Kretschmer
Kolping-Präses Wolfgang Kretschmer über die KurOase im Kloster
Bad Wörishofen. Nach der wochenlangen Schließung des Hotelbetriebs nahm die KurOase im Kloster im Juni ihren regulären Betrieb wieder auf. Einer der ersten Gäste war Kolping-Präses Wolfgang Kretschmer, der eine fünftägige spirituelle Auszeit mitgestaltete. Wir haben mit ihm über die Besonderheiten des Original Kneipp-Hotels gesprochen, über die Tage in der KurOase im Kloster in Zeiten von Corona – und über eine neu gewonnene Leidenschaft.
Lieber Herr Kretschmer, seit Dezember 2019 sind Sie neuer Kolping-Präses. War das Ihr erster Aufenthalt in der KurOase im Kloster und was macht das Hotel in Ihren Augen so besonders?
Wolfgang Kretschmer: „Kennengelernt habe ich die KurOase im Kloster im vergangenen Jahr, als ich kurz nach meiner Amtseinführung dort mehrere Tage verbracht habe. Jetzt war ich erneut da um das Arrangement ‚Gesundheit für die Seele‘ zu begleiten – ich muss sagen, es war wieder ein sehr schöner Aufenthalt.
Das Besondere an der KurOase im Kloster ist für mich die Kombination aus zwei Welten, die man in jeder Ecke des Hotels schon allein räumlich spürt. Man wohnt in dem Hotelbereich, der sowieso ‚erste Sahne‘ ist und alle Annehmlichkeiten besitzt, und dann geht man ein paar Schritte und befindet sich mitten im Klostertrakt: in den alten Gemäuern, im barocken Schwesternchor. Noch dazu die wunderbaren Klosterschwestern, die sich hier überall unaufdringlich bewegen und jederzeit für ein kleines Gespräch bereit sind. Diese Kombination macht die KurOase im Kloster für mich zu einem besonderen Ort: Hier kann ich etwas für meine Gesundheit tun und – wenn ich möchte – auch geistliche Nahrung und Anregung finden.“
Sie haben jetzt ein Arrangement in der Kur Oase im Kloster geistlich begleitet und aktiv mitgestaltet. Wie fällt ihr Resümee der fünf Tage aus?
Wolfgang Kretschmer: „Die spirituelle Auszeit hat mir sehr gut gefallen, insbesondere der Fokus auf die Kneipp’sche Lehre der fünf Säulen der Gesundheit. Vom Kräutervortrag und dem Bewegungsangebot mit geistlichen Impulsen bis hin zur Ernährung war wirklich alles top arrangiert und organisiert. Und bis auf die Massagen habe ich auch alles mitgemacht.
Viel Freude machte mir auch die aktive Mitgestaltung des Arrangements. Da es den Titel ‚Gesundheit für die Seele‘ trug, habe ich die fünf Tage unter dem Aspekt ‚Wir alle sind Menschen mit Leib und Seele‘ betrachtet. Denn darum ging es Sebastian Kneipp – und auch dem Christentum. Es heißt ja, dass Gott Mensch geworden ist, und deshalb finde ich, dass wir unser Menschsein mit Körper und Geist wertschätzen müssen. Es geht also nicht nur um die Seele, sondern immer auch um den ganzen Menschen.“
Wie haben die Teilnehmer die Auszeit in der KurOase im Kloster erlebt?
Wolfgang Kretschmer: „Die Resonanz der Teilnehmer mir gegenüber war überaus positiv. Am letzten Tag des Aufenthalts sagte beispielsweise eine Frau zu mir, dass ihr ganz besonders gut gefallen hat, dass in allen Elementen immer etwas ganz Persönliches für sie dabei gewesen ist. Diese Rückmeldung hat mich sehr gefreut. So habe ich bei der Vorbereitung der Auszeit versucht, meine geistlichen Impulse auch mit Erlebnissen aus meinem eigenen Leben zu garnieren. Denn eine Sache weiß ich aus langjähriger Erfahrung: Wenn man von sich selbst erzählt, löst das bei anderen immer etwas aus – anders als beispielsweise bei trockenen, theoretischen Abhandlungen. Nur wenn dein Leben in einem Vortrag vorkommt, berührt es das Leben des Anderen.
Auch von den anderen Teilnehmern habe ich viele positive Rückmeldungen erhalten. Manche fanden es schön, dass sie sich Erlebtes von der Seele reden konnten. Als fremder Pfarrer wurde ich da natürlich zunächst ‚beschnuppert‘, aber dann, als das Vertrauen da war, war es für viele sehr befreiend und entlastend, das Gespräch mit mir zu suchen. Das Vertrauen ist quasi mit jedem Tag unseres Zusammenseins in der KurOase im Kloster gewachsen. Das zu spüren und zu erleben, freut mich insbesondere als Kolping-Präses sehr.“
Gibt es Lehren, die Sie aus der spirituellen Auszeit ziehen?
Wolfgang Kretschmer: „Während der Tage in der KurOase im Kloster habe ich gemerkt, dass das ‚miteinander gehen‘ viele Vorteile mit sich bringt. Man muss keine weiten Wanderungen machen, aber allein der gemeinsame Weg schafft Vertrauen. ‚Traue keinem Gedanken, der dir im Sitzen gekommen ist‘ – das wusste schon Friedrich Nietzsche. Und diese Einschätzung teile ich komplett: Wenn der Körper in Bewegung kommt, kommt auch im Kopf etwas in Bewegung. So habe ich ohne feste Termine, ungezwungen und unter vier Augen, sprichwörtlich im ‚Vorbeigehen‘, viele intensive Gespräche führen dürfen. Ohnehin geben mir Gespräche unheimlich viel. Das Tollste ist doch, wenn man selbst einzelne Erfahrungen macht und sich dann hinterher mit einem anderen Menschen darüber austauschen kann.
Des Weiteren habe ich gemerkt, was einfache Bewegung bewirken kann und wie gut sie tut. Beispielsweise haben die Teilnehmer und ich einzelne Lieder mit freien Bewegungen kombiniert – und gemeinsam bemerkt, welch positive Gefühle die Bewegung in uns freigesetzt hat. Für mich ist Bewegung die Freude am Körper, an der Schöpfung. Wir können viel davon profitieren, wenn wir den Körper nicht nur als biologisches Organ, sondern als Geschenk Gottes betrachten. Speziell diese Erkenntnis möchte ich gerne in irgendeiner Form in meine tägliche Arbeit integrieren – vielleicht ja sogar in meine Gottesdienste.“
Haben Sie aus den Tagen in der KurOase im Kloster auch persönlich etwas „mit nach Hause“ genommen?
Wolfgang Kretschmer: „Ich habe das Tautreten mitgenommen! Seit meinem Aufenthalt in der KurOase im Kloster mache ich das jeden Morgen. In der Früh, gleich nach dem Aufstehen, fünf Minuten bis die Fußsohlen richtig kalt sind. Dann abtrocknen, Socken anziehen und das Kribbeln genießen. Ich merke einfach, dass das unheimlich guttut und die Durchblutung fördert.“
Ihr Aufenthalt in der KurOase im Kloster fiel ja mitten in die Zeit strenger Hygienevorschriften. Wie haben Sie diese wahrgenommen?
Wolfgang Kretschmer: „Die Hygienemaßnahmen haben uns natürlich ein bisschen eingeschränkt, aber wir haben das Beste daraus gemacht. In der Vorbereitung der Auszeit habe ich mir ein paar Rituale überlegt, bei denen man sich nicht berühren muss. Beispielsweise haben wir einmal abends im Kreuzgang ein Weihrauchkorn genommen und eine Meditation über das Harte und Verhärtete begonnen – ganz ohne Kontakt, aber mit wunderbarer Wirkung.
Grundsätzlich muss man sagen, dass das Hotelteam der KurOase im Kloster die Hygienevor-schriften vorbildlich umsetzt und man diese nicht als störend wahrnimmt. Zum Schutze aller Mitmenschen ist es derzeit nun einmal enorm wichtig, dass wir uns alle daran halten – und in der KurOase im Kloster fühlt man sich auch in dieser Hinsicht hervorragend aufgehoben. Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Arrangement, das ich hier begleiten werde. Dann vielleicht unter anderen Umständen, sicher jedoch in einer anderen Jahreszeit: So werde ich spätestens rund um den ersten Advent, vom 28. November bis zum 5. Dezember 2020, zur spirituellen Auszeit ‚Licht im Advent‘ wieder Gast in der KurOase im Kloster sein.“
Lieber Herr Kretschmer, vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen über die KurOase im Kloster finden Sie hier>>
Pressestelle / Die Kolping Akademie